Ein Bienenvolk zu verlieren ist immer ärgerlich; einerseits hat man als Imker ein schlechtes Gewissen, weil man ja die Verantwortung für Lebewesen übernommen hat. Andererseits ist es auch immer ein finanzieller Verlust und man hat den Ärger, sich ein neues Bienenvolk oder Ableger kaufen zu müssen. In den meisten Fällen trägt der Imker die Schuld für den Verlust des Bienenvolks. Jetzt heißt es, aus dem Fehler etwas lernen und den Fehler in der Zukunft nicht mehr zu begehen.
Beim Verlust eines oder mehrerer Bienenvölker gibt es bestimmte Indizien, die auf die Ursache schließen lassen. Dabei gibt es genauere und ungenauere Indizien. Diese erläutere ich dir in diesem Artikel.
Todesursache 1: Varroa
Die Varroa-Milbe ist der Hauptfeind von uns Imkern und sehr viele Völkerverluste gehen auf ihr Konto. Was sind die Indizien für einen Völkerverlust durch die Varroa?
Ein schwaches Volk mit sehr wenigen Bienen
Bienen merken, wenn sie sterben. Deswegen verlassen sie die Beute wenn sie merken, dass es auf ihr Ende zugeht. So müssen sich die anderen Bienen nicht um sie kümmern und das Volk wird nicht weiter geschwächt. Das geschieht getreu dem Bienenmotto „der einzelne ist nichts, das Volk ist alles“.
Es können auch noch Bienen auf dem Gitterboden oder im näheren Umfeld der Beute liegen. Wenn du diese entdeckst kannst du sie auf Befall mit der Varroa-Milbe prüfen. Kurze Hinterleiber und deformierte Flügel sind ein deutliches Anzeichen für eine Varroatose, das ist der Fachbegriff für Varroa-Befall im Bienenvolk.
Verdeckelte Brut ist ein weiteres Zeichen für Varroatose, da Bienen ihre Brut nur im absoluten Notfall zurücklassen.
Ursache und Lösung
Wahrscheinlich war die Varroa-Behandlung im Vorjahr nicht erfolgreich, so dass das Volk zu stark mit der Milbe belastet war.
In diesem Fall solltest du deine Aufzeichnungen prüfen und dein Konzept zur Varroabehandlung hinterfragen. Möglicherweise gibt es effektivere Behandlungen oder du hast einen Fehler gemacht.

Todesursache 2: Hunger
Ein besonders ärgerlicher Fehler und definitiv vermeidbar.
Indizien
Du hast recht viele Bienen in deinem Volk, diese hängen aber mit den Köpfen in den Waben und der Hinterleib guckt aus den Waben? Dann haben die Bienen wahrscheinlich versucht, die letzten Reste Futter aus den Waben zu schlecken und am Ende nichts mehr gefunden.
Wahrscheinliche Ursache
Du hast im Vorjahr nicht genug gefüttert. Bei einer zweizargigen Überwinterung solltest du deinen Völkern 18 bis 22Kg Futter geben. Ich habe einen ausführlichen Artikel zum Thema Bienen füttern geschrieben.
Eine andere Möglichkeit ist, dass die Bienen im Herbst oder einem warmen Wintertag ausgeräubert wurden. Ein Indiz für eine Räuberei sind Wachspartikel auf dem Gitterboden oder dem Bodenschieber. Dann haben die Räuberbienen den Wachsdeckel des Futters geöffnet und die Wachsreste fallen nach unten. Die Schwächung durch die Räuberei und das fehlende Futter gibt dem Volk dann den Rest.
Tipp zur Fehlervermeidung
Als erstes solltest du im Vorjahr entsprechend meines oben verlinkten Artikels genug eingefüttert haben. Wenn du das Gewicht deiner Völker vor und nach dem Auffüttern notiert hast, kannst du auch im Winter und Frühjahr abschätzen, ob du nachfüttern musst. Unbedingt beachten: Auch im April kann dir ein Bienenvolk noch verhungern. Da bist du noch nicht auf der sicheren Seite.
Todesursache 3: Krankheiten
Krankheiten im Bienenvolk sind auch eine mögliche Todesursache.
Schwarze Punkte
Wenn du schwarze Punkte im Volk siehst sind das wahrscheinlich Kotspritzer. Das ist ein Anzeichen für Nosema, ähnlich wie Durchfall beim Menschen.
Die schwarzen Punkte können am Flugloch oder auf den Waben zu finden sein. Dann haben sich die Bienen in der Beute erleichtert.
Wahrscheinliche Ursache
Honig aus Spättracht kann zu Nosema und weitere Krankheiten führen.
Lösungsmöglichkeit
Wenn du in einem Gebiet mit Spättrachten lebst, kannst du die Waben aus dem Brutraum in den Honigraum hängen und die Brut auslaufen lassen. Danach entnimmst du die Waben komplett und schleuderst sie.
Todesursache 4: Fehler bei der Einwinterung
Du solltest du achten, nur starke und gesunde Völker einzuwintern.
Personalmangel
Du siehst nur eine sehr kleine Traube an Bienen um die Königin herum sitzen? Das Volk hat nur wenig oder gar keine Brut?
Wahrscheinliche Ursache
Das Volk war bei der Einwinterung zu schwach. Über den Winter sterben Bienen weg und das Volk schrumpft immer weiter.
Lösungsmöglichkeit
Nur starke Völker einwintern. Ein Volk sollte mindestens 5.000 Bienen bei der Einwinterung haben. Je mehr du dich einer Volksstärke von 10.000 Bienen näherst umso besser. Als Richtwert kannst du dabei ca. sieben besetzte Wabengassen in den Maßen Deutsch-Normal oder Zander annehmen. Hat das Volk weniger Bienen erscheint eine Auflösung und Vereinigung mit einem anderen Bienenvolk als sinnvoll. Wenn du noch Jungimker bist solltest du dazu deinen Imkerpaten oder erfahrene Imker aus deinem Verein befragen.
Todesursache 5: Weisellosigkeit
Du findest keine Königin im Volk.
Die Bienen sind unruhig und brausen auf
Wenn Bienen mit ihrer Königin unzufrieden sind, sie beispielsweise zu wenige Eier legt, weiseln sie um. Im Klartext heißt das, dass sie sich eine neue Königin ziehen und die alte totstechen. Das kann auch im Herbst passieren, wenn es keine Drohnen mehr zur Begattung der Königin gibt. Wenn du Weiselzellen im Bienenvolk findest ist das ein weiteres Anzeichen. Der Zustand dieses Volkes nennt sich das „hoffnungslos weisellos“.
Lösungsmöglichkeiten
Prüf im Spätsommer gegen Ende der Saison noch mal, ob jedes Volk eine Königin hat. Wenn das nicht so ist, kannst du vielleicht noch eine Königin vom Züchter besorgen.
Wenn dir die Weisellosigkeit zu spät im Jahr auffällt, ist es zu spät. Dann kannst du das Volk nur noch auflösen.