
Imkern wird gerne mal Geiz nachgesagt und das trifft bestimmt auch in vielen Fällen zu. Gegen Sparsamkeit an sich ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden,
wenn man am falschen Ende spart hingegen schon. Und aus „Kostengründen“ zu wenig einzufüttern ist äußerst unklug und gegen die Tierethik. Die Bienen brauchen in vielen Fällen Futter bis weit in den April hinein.
Ursachen für zu wenig Futter
Es kann verschiedene Ursachen haben, dass du eine Notfütterung bei deinen Bienen durchführen musst. Welche das sind erfährst du im Folgenden.
Schlechte Einfütterung im Vorjahr
Ein zweizargiges Bienenvolk im Maß Deutsch-normal 1,0 braucht 18 bis 22Kg Winterfutter. Bei weniger riskierst du, dass die Bienen verhungern. Einen ausführlichen Artikel zur richtigen Futtermenge in den gängigen Wabenmaßen findest du hier.
(Zu) milde Temperaturen im Herbst und Winter
Durch milde Temperaturen gehen die Bienen im Herbst erst spät aus der Brut und gegen Ende des Winters wieder früh in die Brut. Dadurch wird viel – möglicherweise zu viel – Futter verbraucht. In der Folge verhungert das Volk.
Stille Räuberei
Möglicherweise hat ein stärkeres Volk ein schwächeres Volk (teilweise) ausgeräubert. Dadurch kann es sein, dass ein schwaches Volk trotz einem eigentlich geringeren Futterverbrauch weniger Vorräte hat als ein starkes Volk.
Überprüfung, wie viel Futter noch im Volk ist
Auch hier stellst du die Weichen für deinen Erfolg schon im Altjahr. Dabei solltest du folgendermaßen vorgehen.
Wiegen im Altjahr
Nach dem Abschleudern solltest du dein Volk wiegen. Wenn du eine dritte Zarge noch auf dem Volk lässt, musst du das Gewicht der Zarge noch abziehen. Dabei solltest du die Beute mit einer Kofferwaage vorne und hinten wiegen. Anschließend addierst du die Gewichte. Nach dem Auffüttern wiegst du das nächste Mal, wie ich es gerade beschrieben habe. Die entsprechenden Gewichte notierst du in deinen Stockkarten.
Wiegen im Frühjahr
Ab Mitte Februar bis Mitte März kannst du die Beuten erneut wiegen. Je näher du dem Gewicht nach dem Abschleudern kommst, desto eher musst du auffüttern. Solange du nicht unbedingt musst, solltest du die Völker geschlossen halten. Wenn du sie öffnest solltest du auch einen warmen Tag abwarten. Ich rate dir aber dazu, die Völker nur zum Füttern zu öffnen. Lass den Bienen ihre Ruhe.
Übrigens: Die meisten Völker verhungern im März und April, also auf der Zielgeraden, wenn sie es eigentlich schon geschafft haben. Ein Grund dafür ist, dass sie wieder in die Brut gehen und einen deutlich höheren Futterbedarf haben. Im Februar brauchen die Bienen ca. 2Kg Futter, im März und April insgesamt ca. 6Kg. Somit brauchen die Bienen ab Februar noch mindestens 8Kg Futter. Bitte beachte, dass das ein Durchschnittswert ist und der tatsächliche Bedarf deutlich höher sein kann. Einen Artikel zum Thema „Reizfütterung bei Bienen im Frühjahr“ findest du hier.
Eine wirkliche Gefahr: Futterabriss
Diese Gefahr besteht vor allem bei einer einräumigen Betriebsweise wie Dadant oder Deutsch-normal. Nehmen wir an, die Bienentraube sitzt in der Mitte der Zarge. Wenn sie das Futter nicht mehr erreichen verhungern sie, trotz dass eigentlich noch genug Futter im Volk ist.
Optimales Vorgehen der Notfütterung bei Bienen
Nun stelle ich dir verschiedene Verfahren vor, wie du die Notfütterung einleiten kannst.
Aufbrauchen von alten Futterwaben
Am Besten hast du noch alte Futterwaben im Lager. Die kannst du ideal hierfür verbrauchen. Ansonsten hast du auch die Möglichkeit, ein bis zwei Futterwaben aus einem gut versorgten Volk zu entnehmen und dem anderen Volk zuzugeben. Da musst du aber aufpassen, dass Spendervolk nicht zu stark zu schröpfen. Wenn du das später wieder auffüllen musst, hast du nichts gewonnen. Außerdem solltest du die Futterwaben mit dem Stockmeißel aufkratzen. So wittern die Bienen das Futter und bewegen sich schneller da hin.
Flüssigfütterung
Hier bietet sich Zuckerwasser und Futtersirup an. Wenn du eine Futtertasche hast, kannst du diese direkt am Bienensitz zugeben und den Futtersirup dort hinein schütten. Wichtig ist dabei immer eine Schwimmhilfe, bspw. Korken. Sonst ertrinken die Bienen. Wenn du Zuckerwasser fütterst, sollte die Lösung ziemlich dickflüssig sein. Hier bietet sich das Verhältnis 3:2 (Zucker zu Wasser) an.
Dein eigener Honig
Da Honig das natürlichste Futtermittel für die Überwinterung der Bienen darstellt, kannst du natürlich auch diesen füttern. Dabei darfst du aber nur den Honig deiner Bienen oder maximal den eines vertrauenswürdigen Imkerkollegen füttern. Auf keinen Fall darfst du Honig unbekannter Herkunft wie vom Discounter nehmen. Dort können Krankheiten wie amerikanische Faulbrut enthalten sein und du würdest diese Bienenseuche verbreiten.
Nur bedingt zu empfehlen: Futterteig
Für die Verarbeitung von Futterteig brauchen die Bienen Wasser. Das heißt, sie müssen ausfliegen. Wenn sie das aufgrund der Temperatur nicht können, haben sie sich einerseits mit dem Einlagern des Futterteig abgearbeitet und andererseits keinen Vorteil davon. Auch wenn es im März oder April etwas wärmer ist können sie vielleicht ausfliegen. Allerdings ist das wiederum mit viel Arbeit verbunden. Und die Bienen sollten sich da schonen. Deswegen rate ich von der Notfütterung mit Futterteig ab.
Weiteres Vorgehen nach der Notfütterung
Die Notfütterung ist auch nur eine B-Lösung. Idealerweise hast du im Vorjahr genug eingefüttert, dass es gar nicht erst zur Notfütterung kommt. Aber wie kannst du nach der Fütterung weiter vorgehen?
Konsequent beobachten
Die Notfütterung überbrückt in der Regel nur einen kurzen Zeitraum. Die Bienen müssen aber wie weiter oben beschrieben im Extremfall stellenweise bis Ende April mit dem Futter auskommen. Erst dann können sie sich selbst versorgen. Deswegen solltest weiter einmal pro Woche wiegen und ggf. weiter zufüttern. Hier ist eine konsequente Kontrolle sehr wichtig.
Im Überfluss füttern
Bienen sollten immer Futter im Überfluss haben. Nur dann brüten sie und können die nächste Generation gesund großziehen. Die Entnahme von Futterwaben hat auch Zeit bis Ende April. Erst ab diesem Zeitpunkt finden sie wieder genug Futter in der Natur.