Die einen finden die Idee klasse, die anderen lehnen sie kategorisch ab;
den verpflichtenden Imkerschein. Doch welche Gründe sprechen dafür und welche dagegen?
In diesem Artikel gehe ich zunächst auf die derzeitige Rechtslage ein und schildere dann die Argumente der Befürworter und der Gegner. Anschließend erfährst du meine Meinung zum Thema und wie ich bei meiner Imkerausbildung vorgegangen bin.
Aktuelle rechtliche Voraussetzungen bzgl. des Imkerschein
Derzeit gibt es drei rechtliche Vorgaben für den Betrieb einer (Hobby-)Imkerei in Deutschland:
- Die Bienenhaltung muss ortsüblich sein. Ist die Bienenhaltung nicht explizit verboten, ist sie mit bestimmten Grenzen erlaubt.
- Der Standort und die Anzahl der Bienenvölker müssen beim Veterinäramt gemeldet werden.
- Der Imker muss eine Varroabehandlung mit geeigneten Mitteln durchführen.
Eine staatlich vorgeschriebene Ausbildung mit anschließender Prüfung gibt es jedoch nicht.
Argumente der Befürworter des Imkerscheins
Welche Argumente sprechen dafür, die Imkerausbildung staatlich zu reglementieren und vielleicht sogar eine Abschlussprüfung vorzuschreiben?
Nachgewiesene Sachkunde
Bienen sind Lebewesen und der Imker trägt die Verantwortung für das Wohl der Tiere. Durch die bestandene Sachkundeprüfung wird nachgewiesen, dass man für die schwarzgelben Nützlinge sorgen kann. Natürlich werden diese Imker auch Fehler machen, schwerwiegende Fehler können aber tendenziell eher vermieden werden.
Schutz der Imkerkollegen in der näheren Umgebung
Durch eine gute Ausbildung können Krankheiten möglicherweise früher erkannt und eingedämmt werden. So kann der gut geschulte Imker rechtzeitig Krankheit wie amerikanische Faulbrut erkennen und geeignete Maßnahmen einleiten, bevor sich die Krankheit ausbreitet.
Vermittlung rechtlichen Wissens
Wie eingangs beschrieben, müssen die Bienen beim Veterinäramt gemeldet werden. Es gibt durchaus Imker, die durch einen gefangenen Bienenschwarm zur Imkerei gekommen sind. Diese kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen möglicherweise nicht.
Unterstützung der Berufsimker
Die Schulungen könnten durch Berufsimker vorgenommen werden.
Da die Imkerei ein harter Beruf mit recht geringem Einkommen ist, könnte sich für die Berufsimker hier eine weitere Einnahmequelle auftun.
Imkerei macht Spaß, ist aber Arbeit
Imkern in der Saison kann durchaus harte Arbeit werden.
Wem es zuviel ist, zu den Lehrgängen zu fahren, der sollte sich die Bienenhaltung gleich aus dem Kopf schlagen.
Welche Argumente gibt es gegen einen Imkerschein
Nun haben wir die Worte der Befürworter eines Imkerscheins gehört.
Doch welche Argumente könnten dagegen sprechen?
Imkervereine
Bei meinem Imkerverein und vielen anderen Imkervereinen gibt es regelmäßig Treffen. Hier kann man sich austauschen und ich selbst habe dabei auch schon viel gelernt. Wer etwas lernen will kann da etwas lernen. Oder nicht?
Imkerpaten
Die meisten Imkervereine stellen den Neuimkern einen Imkerpaten zur Seite.
Ich persönlich habe von ihm viel gelernt und konnte auf sein Wissen von 28 Imkerjahren zurückgreifen. Das muss doch reichen.
Freiwilligkeit
Die meisten Neuimker gehen zu einer Schulung.
Da muss man es doch nicht zusätzlich noch vorschreiben.
Rechtliche Hürden
Viele Bienenvölker stehen auf eingezäunten Privatgrundstücken.
Diese zur Kontrolle zu betreten kann rechtlich schwierig werden.
„Bestandsschutz“ der Altimker
Viele Bienenhalter betreiben die Imkerei schon Jahre und Jahrzehnte.
Einen Imkerschein vorzuschreiben und die Imkerkollegen nachträglich zu schulen könnte auch bedeuten, dass die Imkerausbildungen völlig überlaufen würden.
Theorie der Ausbildung
Die Abschlussprüfung wird eher theoretisch orientiert sein. Man kennt es schon aus der Schule; manche konnten einfach besser auswendig lernen als andere. Hier kann ein Theoretiker auf dem Papier bestehen und in der Praxis trotzdem schlechtere Ergebnisse liefern als ein gewissenhafter Imker, dem das theoretische Lernen nicht so liegt.
Wie ist meine Meinung zum Thema verpflichtender Imkerschein und welches Vorgehen empfehle ich dir?
Ich stehe grundsätzlich auf der Seite der Befürworter eines verpflichtenden Imkerscheins.
Für mich steht das Tierwohl an erster Stelle und habe bei meinen Imkereiausbildungen (Honigschein, Grundkurs, Aufbaukurs) viel gelernt. Ohne dieses Wissen hätte ich deutlich mehr Fehler gemacht.
Trotz allem sind die Kurse eben nur die Grundlage. Ich vergleiche das gerne mit dem Autofahren; das wirkliche Fahren lernst du nicht in der Fahrschule sondern auf der Straße. Trotzdem ist der Erwerb des Führerscheins natürlich zwingende Voraussetzung, um ein Fahrzeug im Straßenverkehr führen zu dürfen. So ist es auch bei den Bienen.
Ergänzt habe ich mein Wissen in der Praxis und ich habe meinen Imkerpaten, der mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht.
Um mit der Imkerei zu starten empfehle ich dir zwei grundsätzliche Vorgehensweisen; entweder kannst du einen Imker ein Jahr begleiten und ihm bei den imkerlichen Arbeiten helfen. So siehst du, ob die Imkerei etwas für dich ist. Die zweite Möglichkeit wäre, mit zwei bis drei Ablegern zu starten. Einen Start der Imkerei mit Wirtschaftsvölkern empfehle ich dir nicht.
Und nun zu dir
Wie ist deine Meinung?
Sollte ein verpflichtender Imkerschein eingeführt werden oder nicht?
Bist du vielleicht schon Imker und hast eigene Erfahrungen mit Schulungen gemacht?
Ich freue mich auf deine Meinung im Kommentarfenster.
Dieser Artikel darf gerne geteilt werden.